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8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Wirtschaftswachstum wird als zentrales SDG zur Finanzierung der Armutsbekämpfung
verstanden und geht mit zwölf Unterzielen (8.1-8.10 und 8a. und b) einher. Es geht um die
Förderung eines nachhaltigen, inklusiven und nachhaltigen Wirtschaftswachstums, produktive
Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle. Als der sog. Brundlandt-
Bericht 1987 die Hauptdefinition nachhaltiger Entwicklung veröffentlichte, folgte ein wichtiger
zweiter Satz: „... Weit davon entfernt, den Stillstand des Wirtschaftswachstums zu verlangen,
erkennt sie an, dass das Problem der Armut und Unterentwicklung nur dann gelöst werden kann,
wenn wir eine neue Ära des Wachstums haben, in der Entwicklungsländer eine wesentliche Rolle
spielen und große Vorteile einfahren“ (World Commission 1987, S. 51). Da COVID-19 die
Weltwirtschaft erschütterte und Krieg eine Rezession zusätzlich beschleunigt, ist Schätzungen
zufolge fast die Hälfte der globalen Arbeitskräfte dem Risiko ausgesetzt, ihren Lebensunterhalt
zu verlieren.
● Fakten über menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
• Seit 2020 hat sich die Weltwirtschaft auf eine jährliche Wachstumsrate von 4,4 %
erholt, wird nun aber aufgrund der Ukraine-Krise auf 2,1% im Jahr 2022 sinken. Die
Arbeitsproduktivität hat sich auf 3,2% Wachstumsleistung pro Arbeiter erholt.
• Diese beiden Beispiele verdeutlichen die Notwendigkeit, sich auf die Teilziele zu
konzentrieren und das Wirtschaftswachstum pro Kopf aufrechtzuerhalten, ein
höheres Maß an wirtschaftlicher Produktivität zu erreichen, Maßnahmen zur
Unterstützung produktiver Aktivitäten zu fördern, die globale Ressourceneffizienz
beim Konsum zu verbessern, produktive Vollbeschäftigung zu erreichen, den Anteil
der Jugendarbeitslosigkeit zu verringern, Zwangsarbeit zu beseitigen,
Arbeitnehmerrechte und sichere Arbeitsumgebungen zu schützen, nachhaltigen
Tourismus zu ermöglichen, heimische Finanzinstitute zu stärken, die Hilfe für
Entwicklungsländer zu erhöhen und den Global Jobs Pact der ILO umsetzen.
● Ausgewählte Ziele und Strategien, weitere relevante Aspekte
1. Wie wachsen
• Obwohl der Kapitalismus viele gegenwärtige Probleme verursacht hat, sind seine
Kerngedanken auch heute noch wichtig, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen:
Eigentumsrechte, freie Märkte, Profitorientierung, keine zentrale Planung.
• SDG8 ruft nicht zur Wachstumskritik auf. In der Zwischenzeit gibt es zukünftige
wirtschaftliche Alternativen: Degrowth; Donut-Ökonomie, Kreislaufwirtschaft (im
Zusammenhang mit Entkopplung)
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