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Nachhaltigkeit als Geschäftschance


                  Die aktuelle Krise zeigt, dass sich die Wirtschaft transformieren und wieder einer ökologischeren
                  und  sozialeren,  aber  auch  wirtschaftlichen  Nachhaltigkeit  widmen  muss.  Ziel  sind  neue
                  Geschäftsmodelle, die einen Mehrwert für die Wirtschaft, aber auch für die Gesellschaft schaffen,
                  ohne dabei negative Auswirkungen auf die Umwelt zu haben (Porter und Kramer, 2011).

                  Seit einigen Jahren rückt der Begriff „Corporate Social Responsibility“ vermehrt ins Zentrum der
                  gesellschaftlichen  und  politischen  Debatte.  Was  als  defensive  bzw.  reaktive  (Compliance-
                  orientierte) Strategie begann, entwickelt sich zunehmend zu einem innovativen bzw. proaktiven
                  Managementkonzept  (nachhaltiges  Unternehmertum).  Die  rechtlichen  Rahmenbedingungen

                  nehmen  dies  nun  auf  (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz  oder  Corporate  Sustainability
                  Reporting Directive) und erhöhen den Druck auf Unternehmen.
                  Der Begriff „Sustainable Entrepreneurship“ (nachhaltiges Unternehmertum) wird seit einiger Zeit
                  in der Wirtschaft verwendet, um diese aktuelle, sehr unternehmerische und geschäftsorientierte
                  Sicht  auf  Wirtschaft  und  Gesellschaft  zu  beschreiben.    Nachhaltigkeit  wird  zunehmend  als

                  integratives  Sozial-  und  Umweltkonzept  in  den  Geschäftsmodellen  verstanden  (Herzner  und
                  Schmidpeter, 2022).
                  Neueste Trends wie die Kreislaufwirtschaft (EU-Kommission), aber auch Ansätze der De-Growth-

                  oder Donut-Economy bieten gutes unternehmerisches Potenzial. Geschäftsmodelle zum Teilen
                  von  Gütern,  Mobilität,  Gesundheitsversorgung  oder  zur  Steigerung  der  Effektivität  sollten
                  idealerweise  beides  tun:  sich  positiv  auf  die  SDGs  auswirken  durch  Sicherung  des
                  Wirtschaftswachstums unter Berücksichtigung der planetaren Grenzen (Club of Rome 2022).
                  Geschäftsmöglichkeiten sollten zukünftig durch die Entkopplung von Wohlstand und Ressourcen

                  ein steigendes Wohlergehen für die Menschen und den Planeten ermöglichen.
                  Das Unternehmertum muss langfristige Stabilität und Lebensfähigkeit beabsichtigen, anstatt die
                  beste existierende Strategie zu finden, um Geld zu verdienen. Das Geschäftsmodell soll sozialen

                  und  ökologischen  Wert  schaffen.  Es  beantwortet  die  Frage,  „wie  das  Unternehmen  Geld
                  verdient“.
                  Ein Detail in der Diskussion sollte sich mit Social Entrepreneurship als erweitertem Ansatz von
                  CSR,  der  sich  mit  langfristiger  sozialer  Innovation  beschäftigt,  befassen.  Es  geht  um  die
                  Perspektive auf soziale und ökologische Fragen. Der Kern des Geschäfts liegt in sozialen oder

                  ökologischen Auswirkungen bei gleichzeitiger Profitabilität.

                  Der Übergang von CSR zu CSR 2.0


                  Der frühere Begriff von CSR 0.0 sieht im Zweck von Geschäftstätigkeit die Erwirtschaftung von
                  Gewinnen (Friedman, 1970), wobei die Handlungen des Unternehmens weder nachhaltig noch



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